Nach einem ruhigen Flug und einer Wartezeit von 45 Minuten am Mietwagenschalter, konnten wir endlich in unser Hotel Etna in Giarre einziehen. Wie sich noch herausstellen sollte: ein wahrer Glücksgriff. Zentral gelegen, sauber, superfreundliches Personal, tolles Frühstücksbuffet und ein hervorragendes Restaurant zu, für italienische Verhältnissen, vernünftigen Preisen und – einfach unbezahlbar – der tägliche Blick auf den Etna.

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es am nächsten Tag in Richtung Taormina, einer Hügelstadt an der Ostküste Siziliens. Bereits 1300 v. Chr. siedelten sich die Sikeler, die der Insel Sizilien ihren Namen gaben, auch auf den Hängen des Monte Tauro an. Nach einem Tipp von unseren Berliner Freunden, parkten wir unten an der Küste an einer Seilbahnstation, die uns dann direkt in die am Berg gelegene Stadt beförderte. Wir schlenderten durch die historische Altstadt um dann an einer Kirche auch noch direkt eine sizilianische Hochzeit begleiten zu dürfen. Die Stadt ist bekannt für das Teatro Antico di Taormina, ein altes griechisch-römisches Theater, in dem heute noch Aufführungen stattfinden. Gleich daneben das Grand Hotel Timeo mit einer fantastischen Aussicht und freien Plätzen auf der Terrasse. Nach einem Blick in die Getränkekarte ist uns allerdings die Lust auf ein Getränk schnell vergangen. Cappuccino 10 EUR, Aperol Spritz 23 EUR – das war uns dann die Aussicht auch nicht wert. Nach einem Eis auf die Hand ging es dann mit der Seilbahn runter und zum Strand. Am Abend präsentierte sich uns der Etna glühend im Abendlicht – ein einmaliger Anblick, den wir dann in einer Pizzeria am Hafen ausklingen ließen.

Weiter ging es am nächsten Tag nach Acireale, einer Hafenstadt an der Riviera die Ciclopi. Zentrum und gleichzeitig Highlight Acireales ist der Domplatz. Er wird beherrscht von dem imposanten barocken Dom mit neugotischer Fassade. Allerdings würdigten wir diesen fast keines Blickes, da der Vespa Club von Acireale zum Oldtimertreffen eingeladen hatte und viele Oldtimer und alte Vespas ausgestellt wurden. Nach einem kurzen Blick ins Rathaus mit einer Uniformenausstellung zog es uns weiter nach Aci Trezza an sogenannten Zyklopenküste. Die Klippen der Zyklopen sind das charakteristischste Element des kleinen Fischerdorfes. Die Legende besagt, dass es Polyphem war, der sie zu Odysseus warf, als er mit seinen Schiffen floh. Seitdem stehen die riesigen Steine direkt im Meer vor der Küste. Tatsächlich sind diese acht Basaltfelsen vor dem Hafen von Aci Trezza eine seltsame Formation, die auf Erosion zurückzuführen ist. Die größte der Klippen ist 70 Meter hoch. Da es nahe der Küste ist, ist es üblich, dass Badegäste dort schwimmen, um die Wände zu besteigen.

Für ein gutes Foto wollte Rainer dann auf die Hafenmauer steigen, was ihm also gleich am zweiten Tag einen Bänderriss im Sprunggelenk bescherte.

Immerhin hat es noch für einen kurzen Stopp humpelnd durch Catania gereicht. Die Kathedrale, der Elefantenbrunnen und eine Runde mit dem Zügle brachte uns immerhin soweit, das wir Catania nicht gerade als Highlight einstuften.

Abends im Ristorante wurden dann Gaby und Magda mit einem schönen Essen belohnt, während Moni und Rainer sich mit Keksen und einem Apfel im Krankenhaus befanden. Die Diagnose später in der Notaufnahme dauerte von 17:30 Uhr bis morgens 5 Uhr.

Den nächsten Tag wollten wir nach dieser kurzen Nacht ruhig angehen lassen und eigentlich war nur kurz eine Fahrt zur Apotheke angesagt. Hier ging dann der Mietwagen kaputt. Bei dem Renault Espace wollte das Automatikgetriebe einfach nicht mehr. Dies kostete uns Nerven und einen Urlaubstag: warten auf den Pannendienst, warten aufs Taxi, Fahrt nach Catania zu AVIS und die Übernahme des Neuen. Dieser „Neue“ war dann ein alter, klappriger, ungereinigter Ford Kombi mit lauter Fehlermeldungen u. a. verursacht durch platte Reifen (1,5 Bar).

Gut verbunden mit Stiefeln geschient ging es am vierten Tag nach Noto und Sirakus. Noto ist eine der spätbarocken Städte des Val di Noto, die von der UNESCO zum UNESCO-Welterbe erklärt worden sind und aus unserer Sicht zurecht. Immerhin fanden wir gleich einen guten Parkplatz und konnten trotz des kaputten Fußes ein paar Meter in der Altstadt laufen. Nach einer typisch sizilianischen Vorspeiseplatte stand Sirakus auf dem Programm.

Sirakus an der Küste des Ionischen Meeres gelegen ist für ihre antiken Ruinen bekannt lud uns zum Spaziergang durch die historische Altstadt ein. Im Hafen fanden wir dann noch ein paar große Yachten, eine sogar mit Hubschrauber an Deck. Ein über die Stadtskyline reichender Kirchenbau, die Santuario della Madonna delle Lacrime, ist ziemlich einzigartig in der Architektur. Ein halbes Dutzend Altäre ragt wie ein Sternenkranz zu allen Seiten der Kirche hinaus. Diese Sternenform läuft dann wie eine Pyramide spitz zu.

288 v. Chr. wurde hier Archimedes von Sirakus geboren. Der griechische Mathematiker, Physiker und Ingenieur ist heute jedem noch aus dem Matheunterricht bekannt. Er gilt immerhin als einer der bedeutendsten Mathematiker der Antike. Seine Werke waren auch noch im 16. und 17. Jahrhundert bei der Entwicklung der höheren Analysis von Bedeutung. Gestorben ist er 212 v. Chr. ebenfalls in Sirakus. Immerhin konnten wir das angebliche Grab von Archimedes noch zum Abschluss besichtigen. Es liegt im zentral gelegenen archäologische Park von Neapolis. Dieser umfasst das römische Amphitheater, das Teatro Greco und die Orecchio di Dionisio. Am Abend konnten wir noch vom Hotel aus Bilder und Filme von der spritzenden Lava aufnehmen.

Mittwoch – Frühes Aufstehen war angesagt. Unser Highlight stand an: der bzw. korrekter die Etna. „Go Etna“ mit unserem Führer Francesco holte uns pünktlich vom Hotel ab. Nach einer einstündigen Fahrt erreichten wir unseren Startpunkt den Rifugio Sapienza. Ab hier brachte uns die Seilbahn auf eine Höhe von 2504 m. Oben warteten schon die Jeeps, die uns zum Torre del Filosofo auf eine Höhe von 2920 m hinauffuhren. Unser Guide Francesco führte uns bei dünner Luft informativ durch die skurrile Lavalandschaft vorbei an alten Lavaströmen, z. T. immer noch warm, und alten Kratern. Das Wetter spielte zum Glück auch mit. Zuerst bei blauen Himmel kamen kurz vor Schluss die Wolken aus dem Tal und diese strichen dann über die Lavafelder. Ein Moment des Schreckens hatten wir als wir eine gestürzte Touristin sahen die sehr offensichtlich ihren Knöchel gebrochen hatte und geborgen werden musste. Nach einer Stunde brachten uns die Busse wieder zur Seilbahn und diese dann runter zur Talstation. Voll von tollen Eindrücken gab es jetzt ein echt sizilianisches Mittagessen. Als letzter Punkt der Tour stand noch eine Höhle an, die in der erkalteten Lava entstanden ist. Fertig und voller Impressionen ließen wir auch diesen Tag im Hotel Restaurant ausklingen, immerhin spielte auch Rainers Fuß mit und er konnte den kompletten Ausflug mitmachen.

Als letzten Punkt unseres Aufenthaltes an der Ostküste besuchten wir am nächsten Tag die Alcantara Schlucht. Die Gole dell’Alcantara entstanden durch den Fluss Alcantara und sind bis zu zwanzig Meter tief und vier bis fünf Meter breit. Der Fluss fraß sich über tausende Jahre in das Lavagestein des nahen Ätna. Das Lavagestein ist eines der charakteristischsten Merkmale der Schluchten. Die Wände bestehen aus basaltischer Lava, die siliziumarm und reich an Eisen, Magnesium und Kalzium ist. Ein langsam erkaltender Lavastrom ermöglichte die Entstehung der prismischen, fünf- und sechseckigen Säulen. Zuerst führte ein Weg entlang der Schlucht. Über mehrere Aussichtspunkte konnte man immer wieder hinabschauen, anschließend fuhr uns noch ein Fahrstuhl auf Flussebene in die Schlucht.

Nun waren die schönen Tage im Hotel Etna vorbei. Wir fuhren von der Ost- zur Westküste in Richtung Palermo, natürlich nicht ohne Zwischenstopp. Die römische Villa Romana Del Casale (UNESCO Weltkulturerbe) aus dem Ende des 4. Jh. war damaliger Wohnsitz einer römischen Adelsfamilie. Diese eindrucksvolle kaiserliche Villa liegt in der Provinz Enna, im römischen Herz Siziliens. Ein bemerkenswertes Landhaus, dessen Charme hauptsächlich von den bezaubernden Mosaiken mit einer Gesamtgröße von 3.500 Quadratmeter gekennzeichnet ist. Das größte Mosaik ist ganze 65 Meter lang. Diese gelten als die schönsten und besterhaltenen ihrer Art. Die Villa stammte aus dem Zeitraum 320 – 350 n.Chr. und scheint der Besitz einer römischen, aristokratischen Senator-Familie zu sein, wahrscheinlich eines Gouverneurs Roms (Praefctus Urbi).

Palermo empfing uns mit einer „Hotel Katastrophe“ im Mondello Palace. Im Erdgeschoss wunderschön, waren die Zimmer furchtbar. Blanke Kabel, Schimmel im Bad, Farbe, die vom Verputz platzt und lockere Klodeckel. Dies alles konnte die sagenhafte Aussicht nicht wettmachen. Aber egal, blieben wir ja nur kurz in diesem „4“ Sterne Hotel.

Immerhin war das Frühstücksbuffet einigermaßen und wir konnten gestärkt mit dem Bus nach Palermo fahren. Hier wollten wir unbedingt in die Katakomben des Kapuzinerklosters gehen und die dort beerdigten mumifizierten Personen sehen, die bei manch einem bestimmt starke Nerven erforderten. Tote in unterschiedlichen Verwesungsgraden ruhen in der Gruft. Die Kapuziner haben im Jahre 1534 ihr Kloster errichtet. Der ockerfarbene Bau wirkt auf den ersten Blick unscheinbar. Doch er hat es in sich. „Ingresso Catacombe“ steht über dem Eingang, dahinter sitzt noch ein einziger lebender Mensch, der den Eintritt kassiert. Dann kommen nur noch Tote. Eine Biegung, ein Durchgang – und es öffnet sich der Blick auf die Toten. Nicht schonend aufgebahrt oder gar in Särgen verstaut, sondern aufrecht Spalier stehend – wie in einer Geisterarmee. Insgesamt sollen es nahezu 2000 Verblichene sein. Die meisten tragen noch ihre Kleidung: schwarze Anzüge, Rüschenkleider, Kutten und Uniformen, durchlöchert und zerfressen. Die Toten befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Verwesung. Auf manchem Kragen sitzt nur noch ein nackter Schädel mit gebleckten Zähnen, kurz aufgeworfener Nase und schwarzen Augenhöhlen. Über anderen Köpfen spannt sich faltig-braune Lederhaut, umrahmt von ein paar Büscheln schwarzen Haars. Aufgrund besonderer klimatischer Bedingungen – ständiger Luftzug und Wände aus Tuffstein, die die Feuchtigkeit absorbieren, verfaulen die Toten weniger als dass sie vertrocknen.

Die größte Attraktion ist heute der Körper der kleinen Rosalia Lombardo, die 1920 von der Spanischen Grippe dahingerafft wurde. Der Vater der Zweijährigen, General Mario Lombardo, war untröstlich. Und da er ein Mann von einigem Einfluss war, beauftragte er den berühmten Einbalsamierer Alfredo Salafia damit, seine Tochter wenigstens äußerlich zu erhalten. Der Chemiker schuf mit Rosalia sein Meisterwerk, das als „schönste Mumie der Welt“ berühmt geworden ist. Man ist versucht, das bildschöne Mädchen mit der rosa Schleife im Haar aus seinem Glassarg zu nehmen und all den grässlichen Knochenmännern zu entreißen. Die Mixtur, die Signore Salafia zum Konservieren benutzte, hielt er übrigens geheim.

Nach einem erfrischenden Eis fuhren wir zur Kathedrale von Palermo, die von byzantinisch-arabisch-normannischen Einflüssen geprägt ist. In einer Seitenkapelle befinden sich die Gräber des Stauferkaisers Friedrich II. und seines Vaters Heinrich VI. Was uns in der Erinnerung bleibt, ist ein Meridian, der in den Boden vor dem Hauptschiff der Kirche eingearbeitet ist. Auf diesem Meridian sind sämtliche Tierkreiszeichen aufgeführt. Durch ein kleines Loch in der Decke scheint die Sonne und jeweils zur Mittagszeit wird genau das entsprechende Zeichen, dass im Moment aktuell ist angeleuchtet. Zum Glück hatten wir Sommerzeit und waren somit um kurz vor 13 Uhr pünktlich für das Spektakel da. Dieser Tierkreiszeichenbogen ist absolut einzigartig in einem christlichen Dom.

Letzter Punkt auf unserem Ausflug mit wirklich platten Füßen, war das Teatro Massimo in Palermo. Es ist das größte Opernhaus Italiens und eines der größten Europas. Aber eigentlich besuchten wir hier nur noch das Café auf ein kühles Getränk. Nach einer chaotischen Rückfahrt mit dem Bus (eine Haltestelle wurde verlegt und dies war natürlich nur in italienischer Sprache angeschrieben), war noch Packen und Abendessen angesagt.

Am Sonntag um 6 Uhr in der Früh wurde der Mietwagen dann noch schnell am Flughafen abgegeben und unser Frühstückspaket vom Hotel verspeist. Und als dann der Flugkapitän verkündete, dass das Flugzeug einen Schaden an einer Turbine hat, wurde uns allen sehr mulmig. Trotz der defekten Turbine erreichten wir Stuttgart mit nur 20 Minuten Verspätung.

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